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Die Kalevala - das finnische Nationalepos

Als 1835/36 in Finnland die erste Ausgabe eines Buches namens "Kalevala" in den Buchhandel kam, hat wohl niemand geahnt, wie wichtig dieses Buch für Finnland werden würde. Die Kalevala ist bis heute prägend für Finnland: für die Sprache und für die Kultur. Weniger die Storys selbst, die in der Kalevala erzählt werden (Heldengeschichten, die in mythischer Vergangenheit spielen), sondern das Werk an sich, weil es in finnischer Literatursprache geschrieben ist, ist von Bedeutung. Es beweist, dass eine eigenständige, ganz besondere, unverwechselbare finnische Kultur existiert. Die Kalevala wurde nämlich in einer Zeit erstmals gedruckt und gelesen, als Finnland kein selbstständiger Staat war, sondern eine Art Kolonie. Schauen wir kurz in die Geschichte zurück.

Finnland im 19. Jahrhundert

Finnland existiert erst seit 1917 als unabhängiger Staat. Bis 1809 gehörte es zum Königreich Schweden, daher war bis 1902 Schwedisch die einzige Amtssprache in Finnland, erst seit 1902 sind Finnisch und Schwedisch gleichberechtigte Amtssprachen des Landes. Von 1809 bis zur Unabhängigkeit 1917 hieß Finnland, vom Zarenreich Russland annektiert, "Großfürstentum Finnland". 

Der Dichter der Kalevala: Elias Lönnrot

Der Verfasser der Kalevala war der Dichter und Arzt Elias Lönnrot (1802 - 1884). Er stammte aus dem Städtchen Sammatti im Süden Finnlands, das heute Teil der Stadt Lohja in der Provinz Uusimaa ist. Lönnrot studierte Sprachwissenschaft und Medizin, erwarb zwei Doktortitel: Dr. phil. und Dr. med. Ab 1833 arbeitete er als Arzt. 1849 heiratete er und gründete eine Familie. Von 1854 bis 1862 war er an der Universität Helsinki Professor für finnische Sprache und Literatur. Nach seiner Pensionierung 1862 kehrte er in seine Heimatgemeinde Sammatti zurück, wo er 1884 starb.

Elias Lönnrots Forschungsreisen

Zwischen 1828 und 1844 machte Elias Lönnrot das, was die Brüder Grimm in Deutschland taten: Er reiste durch das Land und befragte ältere Leute. Die Brüder Grimm sammelten Märchen, Elias Lönnrot sammelte alte finnische Sagen. Er unternahm insgesamt elf Forschungsreisen, teilweise allein, teilweise gemeinsam mit einem Freund. Wie Sie sich wahrscheinlich denken können, waren diese Reisen ziemlich abenteuerlich. Insgesamt rund 20.000 Kilometer wurden wandernd, auf Skiern oder mit Ruderbooten zurückgelegt. 

Was ihm die alten Leute in entlegenen Dörfern erzählten (Erzählungen, Mythologisches) oder vorsangen, zeichnete er sorgfältig auf. Schließlich hatte er genügend Stoff für eine Veröffentlichung zusammengetragen. Er schrieb die Erzählungen nicht in Prosa nieder, sondern in Versen. So konnte er 1835/36 die erste Ausgabe der Kalevala und 1849 die endgültige Fassung des Epos veröffentlichen.

Zum Inhalt: Heldengeschichten und Zauberei

Die endgültige Fassung der Kalevala besteht aus 22.795 Versen, die in 50 "Gesänge" (Liedzyklen) eingeteilt sind. Alles beginnt mit einem witzigen Schöpfungsmythos. Nach der alten finnischen Überlieferung ist die Welt aus einem zerbrochenen Ei entstanden. Dann folgen Gesänge, die Geschichten von mythologischen Helden und Heldinnen erzählen. Immer wieder spielt auch das "Sampo" eine große Rolle, das ist ein Zaubergerät, das die Helden verzweifelt suchen, das im Laufe der Handlung zerstört wird, aber auch danach noch zauberhaft wirkt. Einige der wichtigsten Helden der Kalevala seien auch kurz vorgestellt: Da wäre Vöinämöinen zu nennen, der zaubern kann. Auch Lemminkäinen ist ein wichtiger Held, der stirbt, ins Totenreich gelangt, von seiner Mutter aber wieder lebendig gemacht wird. Auch der Held Ilmarinen, die Heldin Marjatta und der Held Kulervo erleben viele Abenteuer. Kulervo begeht im Lauf der Handlung Selbstmord.

Wirkung Der Kalevala

Die Bedeutung der Kalevala für die finnische Kultur kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Elias Lönnrot steht - was die Bedeutung seines Werkes für die finnische Kultur betrifft - in der Nachfolge des Reformators Michael Agricola (1509 - 1557), der das Neue Testament ins Finnische übersetzte. Agricola schuf damals die finnische Literatursprache. Und Lönnrot hat sie mit seinem Werk neu belebt und für kulturelles (und damit auch politisches) Selbstbewusstsein der Finnen in einer schwierigen Zeit gesorgt. Übersetzungen der Kalevala existieren in mindestens 50 Sprachen. Die erste deutsche Übersetzung erschien schon 1852. 

Kalevala – finnische Ferienlektüre

Die Kalevala können Sie im Buchhandel kaufen. Eine leicht zu lesende Fassung „Kalevala: Eine Sage aus dem Nordenwurde von Tilman Spreckelsen verfasst und enthält wundervolle Illustrationen von Kat Menschik. Es handelt sich um eine Nacherzählung des finnischen Nationalepos. 

Übrigens: Auch moderne finnische Literatur lohnt sich zu lesen. Regelmäßig stellen finnische Autoren auf der Leipziger Buchmesse ihre Werke aus. Ob als Einstimmung auf Ihren Urlaub oder als Lektüre im Ferienhaus in Finnland, für Leseratten gibt es eine schöne Auswahl finnischer Autoren

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